Liebe Unbekannte. Das Verhalten deines Mannes klingt nach „Silent Treatment“ oder „Schweigen als Strafe“ – eine Form passiv-aggressiver Kommunikation, die langfristig als emotionaler Missbrauch wirken kann. Es verletzt Ihre psychischen Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit und Wertschätzung und kann zu Angst und Selbstzweifeln führen. Benennen Sie das „Silent Treatment“ mit Ich-Botschaften, setzen Sie klare Grenzen und fordern Sie respektvolle Kommunikation ein. Bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie Gegenangriffe. Bei keiner Veränderung: Paartherapie erwägen. Wiederholt sich das Muster, schützen Sie sich selbst und ziehen Sie ggf. eine Einzelberatung in Betracht. Das wäre zumindest aus der Ferne mein kurzes Statement. Alles Gute!
Es gibt eine Menge Methoden/Techniken. Hier einige:
1. Imaginatives Überschreiben:
In der Vorstellung werden belastende Erinnerungen verändert.
2. Schematherapie (mit „Rescripting“):
Alte Erinnerungen werden in der Vorstellung neu erlebt und mit einem besseren Ausgang versehen, überschrieben.
3. KUBYmethode® (Mental Healing, Seelenschreiben):
Durch intensive Bewusstseinsarbeit und das sogenannte „Seelenschreiben“ werden alte Erlebnisse in der eigenen Vorstellung umgeschrieben und so der innere Zustand verändert.
4. Somatic Experiencing (SE):
Hilft dabei, alte, belastende Erinnerungen zu „überschreiben“, indem die körperlichen Reaktionen wahrgenommen wird, die mit der Erinnerung verbunden sind. Alte Erlebnisse werden nicht (!) neu durchlebt.
5. Verhaltenstherapeutische Techniken (z.B. Exposition und Rekonsolidierung):
Erinnerungen werden gezielt wiederholt aufgerufen und mit neuen, neutralen Erfahrungen „überschrieben“, besonders in der sogenannten Rekonsolidierungsphase.
6. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing):
Wissenschaftlich anerkannte Methode, bei der durch Augenbewegungen belastende Erinnerungen neu verarbeitet werden.
7. Traumatherapie (z.B. Arbeit mit impliziten Erinnerungen):
Nicht nur bewusste, sondern auch unbewusste (implizite) Erinnerungen werden durch neue Erfahrungen und therapeutische Beziehung verändert.
Bei der Suche nach einer Traumatherapeutin oder Traumatherapeut würde ich darauf achten, sofern Sie an der Methode der Überschreibung/Löschung Interesse haben, dass:
– es sich möglichst um einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin handelt oder der/die über eine langjährige, mind. 1600 Stunden Ausbildung in Psychotherapie vorliegt. Achtung. Manche erwähnen, sie haben eine dreijährige Traumatherapie-Ausbildung, die jedoch nur an 2 Wochenenden im Jahr stattfand. Immer nach „Stunden“ fragen.
– Die o.g. Begriffe sollten nicht nur auf der Website stehen (z.B. Somatic Experiencing (SE), Kuby-Methode oder Imagery Rescripting (ImRS) oder Schematherapie usw.).
Nach 1-3 Sitzungen merkt man ziemlich klar, ob es für einen die passende Methode ist und die/der passende Therapeut/in.
Viel Erfolg.
Andrea Gensel
Das war heute richtig spannend zum Thema Schuldgefühle. Ich habe schon mal Therapie gemacht aber das hat nicht geholfen. Kann ich Schuldgefühle auch anders loswerden?
Guten Morgen. Man kann Schuldgefühle nicht nur durch Therapie loswerden. Es hängt davon ab, welche Art von Schuldgefühlen man hat. Reale Schuldgefühle können durch Reflexion und Verantwortung gelöst werden, während irreale Schuldgefühle oft mit strengen Glaubenssätzen zusammenhängen. Diese lassen sich auch durch Glaubenssatzauflösung mit einem Coach oder allein bearbeiten. Ich hoffe, das hilft weiter. Andrea Gensel
Wenn ich einen Psychologen suche weiß ich nie welchen ich wählen sollte. Mal steht dort Tiefenpsychologische Psychotherapie, mal Verhaltenstherapie oder Systemische Psychotherapie. Was sind die Unterschiede? Jana Hein
Liebe Frau Hein. In der Verhaltenstherapie arbeitet man an Gedanken und Verhalten: Wenn ich anders denke und handle, verändert sich mein Gefühl. Zum Beispiel: Mut statt Vermeidung – und die Angst wird schwächer.
In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie ist es genau umgekehrt: Man geht an die emotionale Wurzel. Das Gefühl wird direkt bearbeitet – und dadurch ändern sich Denken und Verhalten. Es geht um frühe Erfahrungen, unbewusste Konflikte und das, was tief sitzt.
Die systemische Therapie sieht den Menschen im Zusammenhang seines Umfelds. Vielleicht trägt der Patient nur ein Symptom, das für ein Problem im System steht. Bei Kindern würde man z. B. mit den Eltern arbeiten. Auch bei Erwachsenen schaut man: Was in meinem Umfeld könnte die Angst mitverursachen?
Ich hoffe, es ist etwas klarer jetzt?
Andrea Gensel
Hallo zurück.
Zwanghaftes Lügen (Pseudologia fantastica) ist ein komplexes Phänomen, das häufig im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen wie der narzisstischen, antisozialen oder Borderline-Störung steht. Diese entwickeln sich meist in der Jugend und bleiben überdauernd bestehen. Das Lügen dient dabei oft der Stabilisierung des Selbstwerts oder dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. In einigen Fällen kann es phasenweise auftreten – etwa als Reaktion auf emotionale Vernachlässigung oder belastende Lebenssituationen. Es ist jedoch deutlich vom gelegentlichen, situationsbedingten Lügen abzugrenzen. Ich hoffe, das hilft etwas weitert? Wenn nicht, posten Sie gern eine erweiterte Frage. Herzliche Grüße, Andrea Gensel
Gern noch ein Hinweis zum Unterschied „Therapeut“ oder „Psychotherapeut“. Psychotherapeut*in ist ein geschützte Berufsbezeichnung:
1.) Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie (HP Therapeuten) unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Ausbildung und ihren Befugnissen. Psychotherapeuten haben ein Hochschulstudium in Psychologie oder Medizin absolviert, gefolgt von einer mehrjährigen Zusatzausbildung in Psychotherapie. Sie besitzen eine staatliche Approbation, dürfen Diagnosen stellen und ihre Leistungen werden von Krankenkassen übernommen (in der Regel).
2.) HP Therapeuten hingegen benötigen keinen akademischen Abschluss, sondern legen eine Prüfung beim Gesundheitsamt ab. Ihre Behandlungsmöglichkeiten sind eingeschränkter, insbesondere bei schweren psychischen Erkrankungen, und ihre Leistungen werden in der Regel nicht von gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Eine Psychotherapieausbildung ist nicht zwingend vorliegend. Das Beste ist, Sie erkundigen sich nach der Dauer der Psychotherapieausbildung. Aber nicht nach „Jahren“ (man kann auch 3 Jahre eine Ausbildung absolvieren die aber nur an 2 Wochenende im Jahr stattfand) sondern nach „Stunden“.
Und Berufserfahrung ist in beiden Fällen natürlich auch sehr relevant.
Ich finde die Sichtweisen so toll. Schweigen als Strafe. Das macht mein Mann leider.
Liebe Unbekannte. Das Verhalten deines Mannes klingt nach „Silent Treatment“ oder „Schweigen als Strafe“ – eine Form passiv-aggressiver Kommunikation, die langfristig als emotionaler Missbrauch wirken kann. Es verletzt Ihre psychischen Grundbedürfnisse nach Zugehörigkeit und Wertschätzung und kann zu Angst und Selbstzweifeln führen. Benennen Sie das „Silent Treatment“ mit Ich-Botschaften, setzen Sie klare Grenzen und fordern Sie respektvolle Kommunikation ein. Bleiben Sie ruhig und vermeiden Sie Gegenangriffe. Bei keiner Veränderung: Paartherapie erwägen. Wiederholt sich das Muster, schützen Sie sich selbst und ziehen Sie ggf. eine Einzelberatung in Betracht. Das wäre zumindest aus der Ferne mein kurzes Statement. Alles Gute!
Hallo Prof. Gensel. Bei welchem Psychologen kann man so eine Therapieform machen? Alte Erinnerungen überschreiben? Ich komme aus Ahrensburg. Danke
Hallo. Gern antworte ich.
Es gibt eine Menge Methoden/Techniken. Hier einige:
1. Imaginatives Überschreiben:
In der Vorstellung werden belastende Erinnerungen verändert.
2. Schematherapie (mit „Rescripting“):
Alte Erinnerungen werden in der Vorstellung neu erlebt und mit einem besseren Ausgang versehen, überschrieben.
3. KUBYmethode® (Mental Healing, Seelenschreiben):
Durch intensive Bewusstseinsarbeit und das sogenannte „Seelenschreiben“ werden alte Erlebnisse in der eigenen Vorstellung umgeschrieben und so der innere Zustand verändert.
4. Somatic Experiencing (SE):
Hilft dabei, alte, belastende Erinnerungen zu „überschreiben“, indem die körperlichen Reaktionen wahrgenommen wird, die mit der Erinnerung verbunden sind. Alte Erlebnisse werden nicht (!) neu durchlebt.
5. Verhaltenstherapeutische Techniken (z.B. Exposition und Rekonsolidierung):
Erinnerungen werden gezielt wiederholt aufgerufen und mit neuen, neutralen Erfahrungen „überschrieben“, besonders in der sogenannten Rekonsolidierungsphase.
6. EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing):
Wissenschaftlich anerkannte Methode, bei der durch Augenbewegungen belastende Erinnerungen neu verarbeitet werden.
7. Traumatherapie (z.B. Arbeit mit impliziten Erinnerungen):
Nicht nur bewusste, sondern auch unbewusste (implizite) Erinnerungen werden durch neue Erfahrungen und therapeutische Beziehung verändert.
Bei der Suche nach einer Traumatherapeutin oder Traumatherapeut würde ich darauf achten, sofern Sie an der Methode der Überschreibung/Löschung Interesse haben, dass:
– es sich möglichst um einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin handelt oder der/die über eine langjährige, mind. 1600 Stunden Ausbildung in Psychotherapie vorliegt. Achtung. Manche erwähnen, sie haben eine dreijährige Traumatherapie-Ausbildung, die jedoch nur an 2 Wochenenden im Jahr stattfand. Immer nach „Stunden“ fragen.
– Die o.g. Begriffe sollten nicht nur auf der Website stehen (z.B. Somatic Experiencing (SE), Kuby-Methode oder Imagery Rescripting (ImRS) oder Schematherapie usw.).
Nach 1-3 Sitzungen merkt man ziemlich klar, ob es für einen die passende Methode ist und die/der passende Therapeut/in.
Viel Erfolg.
Andrea Gensel
Das war heute richtig spannend zum Thema Schuldgefühle. Ich habe schon mal Therapie gemacht aber das hat nicht geholfen. Kann ich Schuldgefühle auch anders loswerden?
Guten Morgen. Man kann Schuldgefühle nicht nur durch Therapie loswerden. Es hängt davon ab, welche Art von Schuldgefühlen man hat. Reale Schuldgefühle können durch Reflexion und Verantwortung gelöst werden, während irreale Schuldgefühle oft mit strengen Glaubenssätzen zusammenhängen. Diese lassen sich auch durch Glaubenssatzauflösung mit einem Coach oder allein bearbeiten. Ich hoffe, das hilft weiter. Andrea Gensel
Wenn ich einen Psychologen suche weiß ich nie welchen ich wählen sollte. Mal steht dort Tiefenpsychologische Psychotherapie, mal Verhaltenstherapie oder Systemische Psychotherapie. Was sind die Unterschiede? Jana Hein
Liebe Frau Hein. In der Verhaltenstherapie arbeitet man an Gedanken und Verhalten: Wenn ich anders denke und handle, verändert sich mein Gefühl. Zum Beispiel: Mut statt Vermeidung – und die Angst wird schwächer.
In der tiefenpsychologisch fundierten Therapie ist es genau umgekehrt: Man geht an die emotionale Wurzel. Das Gefühl wird direkt bearbeitet – und dadurch ändern sich Denken und Verhalten. Es geht um frühe Erfahrungen, unbewusste Konflikte und das, was tief sitzt.
Die systemische Therapie sieht den Menschen im Zusammenhang seines Umfelds. Vielleicht trägt der Patient nur ein Symptom, das für ein Problem im System steht. Bei Kindern würde man z. B. mit den Eltern arbeiten. Auch bei Erwachsenen schaut man: Was in meinem Umfeld könnte die Angst mitverursachen?
Ich hoffe, es ist etwas klarer jetzt?
Andrea Gensel
Hallo. Sie haben über zwanghaftes Lügen gesprochen. Kann sowas auch nur ein paar Jahre auftreten? SJ
Hallo zurück.
Zwanghaftes Lügen (Pseudologia fantastica) ist ein komplexes Phänomen, das häufig im Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen wie der narzisstischen, antisozialen oder Borderline-Störung steht. Diese entwickeln sich meist in der Jugend und bleiben überdauernd bestehen. Das Lügen dient dabei oft der Stabilisierung des Selbstwerts oder dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. In einigen Fällen kann es phasenweise auftreten – etwa als Reaktion auf emotionale Vernachlässigung oder belastende Lebenssituationen. Es ist jedoch deutlich vom gelegentlichen, situationsbedingten Lügen abzugrenzen. Ich hoffe, das hilft etwas weitert? Wenn nicht, posten Sie gern eine erweiterte Frage. Herzliche Grüße, Andrea Gensel
Hallo Frau Gensel. Kann ich irgendwo die Sendung nochmal anhören? vielen Dank aus Grömitz. Petra
Guten Abend. Ja, die Mitschnitte werden hier in den nächsten Tagen veröffentlicht. Schönen Abend. Andrea Gensel
Im Radiobeitrag sprachen Sie von Systemischer Psychotherapie. Gibt es in Lübeck Therapeuten dieser Fachrichtung?
Guten Abend. Hier ist eine Liste mit Therapeutinnen und Therapeuten die Systemische Therapie anbieten. https://www.therapie.de/psychotherapie/-verfahren-/systemische-therapie/-ort-/luebeck/
Gern noch ein Hinweis zum Unterschied „Therapeut“ oder „Psychotherapeut“. Psychotherapeut*in ist ein geschützte Berufsbezeichnung:
1.) Psychotherapeuten und Heilpraktiker für Psychotherapie (HP Therapeuten) unterscheiden sich hauptsächlich in ihrer Ausbildung und ihren Befugnissen. Psychotherapeuten haben ein Hochschulstudium in Psychologie oder Medizin absolviert, gefolgt von einer mehrjährigen Zusatzausbildung in Psychotherapie. Sie besitzen eine staatliche Approbation, dürfen Diagnosen stellen und ihre Leistungen werden von Krankenkassen übernommen (in der Regel).
2.) HP Therapeuten hingegen benötigen keinen akademischen Abschluss, sondern legen eine Prüfung beim Gesundheitsamt ab. Ihre Behandlungsmöglichkeiten sind eingeschränkter, insbesondere bei schweren psychischen Erkrankungen, und ihre Leistungen werden in der Regel nicht von gesetzlichen Krankenkassen erstattet. Eine Psychotherapieausbildung ist nicht zwingend vorliegend. Das Beste ist, Sie erkundigen sich nach der Dauer der Psychotherapieausbildung. Aber nicht nach „Jahren“ (man kann auch 3 Jahre eine Ausbildung absolvieren die aber nur an 2 Wochenende im Jahr stattfand) sondern nach „Stunden“.
Und Berufserfahrung ist in beiden Fällen natürlich auch sehr relevant.