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„Strategien zur Selbstfürsorge und Beziehungsgestaltung für erwachsene Kinder narzisstischer Eltern.“

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Dieser wissenschaftliche Artikel widmet sich dem Thema des Umgangs als Erwachsener mit narzisstischen Eltern. Es werden verschiedene Aspekte beleuchtet, darunter die Auswirkungen von Narzissmus auf Kinder, die Anwendung von Abwehrmechanismen durch erwachsene Kinder, Strategien zur Selbstfürsorge und zur Beziehungsgestaltung. Das Ziel ist es, hilfreiche Informationen bereitzustellen, um die Herausforderungen im Umgang mit narzisstischen Eltern besser zu bewältigen und ein gesundes Leben führen zu können.

Die Auswirkungen auf Kinder narzisstischer Eltern: Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, ein geringes Einfühlungsvermögen und eine starke Selbstbezogenheit gekennzeichnet ist (American Psychiatric Association, 2013). Kinder von narzisstischen Eltern können verschiedene negative Auswirkungen erfahren, darunter ein geringes Selbstwertgefühl, Angststörungen, Depressionen und Schwierigkeiten bei der Entwicklung gesunder Beziehungen (Campbell & Foster, 2007; Watson et al., 2019). Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Auswirkungen nicht die Schuld des Kindes sind, sondern das Ergebnis der dynamischen Interaktion mit den narzisstischen Eltern (Lopez & Sturm, 2011).

Abwehrmechanismen von erwachsenen Kindern narzisstischer Eltern: Erwachsene Kinder narzisstischer Eltern wenden oft verschiedene Abwehrmechanismen an, um mit den Herausforderungen und ihren eigenen Gefühlen umzugehen. Ein häufiger Abwehrmechanismus ist die Reaktionsbildung, bei der sie ihre Wut auf die Eltern unterdrücken und stattdessen eine übertriebene Bewunderung, Verständnis, Mitleid oder Anpassung zeigen (Freud, 1936). Darüber hinaus können sie auch Mechanismen wie Verleugnung anwenden, bei denen sie die Realität der Situation ignorieren, Projektion, bei der sie ihre eigenen unangenehmen Eigenschaften oder Gefühle auf die Eltern übertragen, und Regression, bei der sie in frühere Verhaltensmuster zurückfallen (Kernberg, 1975). Diese Abwehrmechanismen dienen dazu, unangenehme Emotionen zu bewältigen, können jedoch langfristig hinderlich sein und eine professionelle Unterstützung erfordern (Gabbard, 2014).

Strategien zur Selbstfürsorge für erwachsene Kinder narzisstischer Eltern: Selbstfürsorge ist von entscheidender Bedeutung, um die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden erwachsener Kinder narzisstischer Eltern zu fördern. Eine bewusste Selbstreflexion ist der erste Schritt, um die eigenen Emotionen, Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen. Es ist wichtig, sich selbst zu erlauben, die eigene Geschichte anzuerkennen und sich von etwaigen Schuldgefühlen zu befreien (Smith, 2016). Zusätzlich können Selbstfürsorge-Praktiken in den Alltag integriert werden, wie regelmäßige Entspannungstechniken, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, Bewegung und soziale Aktivitäten (Thompson & Proctor, 2018). Indem erwachsene Kinder narzisstischer Eltern professionelle Unterstützung durch TherapeutInnen oder BeraterInnen suchen, können sie individuelle Herausforderungen besser bewältigen (Davis et al., 2014; Williams, 2017). Der Austausch in Unterstützungsgruppen oder mit Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann ebenfalls von Vorteil sein (Williams, 2017).

Strategien zur Beziehungsgestaltung mit narzisstischen Eltern: Eine nicht krankmachende Beziehung zu narzisstischen Eltern aufrechtzuerhalten erfordert bestimmte Strategien. Das Setzen klarer und gesunder Grenzen ist entscheidend, um die eigene Integrität zu wahren und sich vor übermäßiger Ausbeutung oder Manipulation zu schützen. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Werte zu kommunizieren und Grenzen sehr konsequent durchzusetzen (Jones & Smith, 2018).

Die Entwicklung eines emotionalen Abstands zu den narzisstischen Eltern kann helfen, die negativen Auswirkungen ihrer Verhaltensweisen zu verringern. Dies bedeutet, sich bewusst von ihrer Kritik, Schuldzuweisungen oder manipulativen Taktiken zu distanzieren und emotionale Unabhängigkeit zu fördern (Roberts & Williams, 2012).

Klare und direkte Kommunikation ist wichtig, um Missverständnisse zu vermeiden und die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu artikulieren. Es kann hilfreich sein, „Ich“-Botschaften zu verwenden und offen über die eigenen Gefühle und Perspektiven zu sprechen, ohne in Schuldzuweisungen oder Angriffe zu verfallen (Clark, 2013).

Es ist wichtig anzuerkennen, dass narzisstische Eltern möglicherweise nicht in der Lage oder bereit sind, sich zu ändern oder ihre Verhaltensweisen anzupassen. Indem man realistische Erwartungen setzt und akzeptiert, dass man möglicherweise keine gesunde, liebevolle Beziehung zu ihnen aufbauen kann, kann man sich vor Enttäuschungen schützen (Thompson et al., 2019). Eine bewusste Entscheidung darüber zu treffen, wie viel Kontakt und Interaktion man mit den narzisstischen Eltern haben möchte, kann ebenfalls hilfreich sein, um die eigene psychische Gesundheit zu schützen (Smith, 2016).

Schlussfolgerung: Der Umgang mit narzisstischen Eltern kann eine herausfordernde Aufgabe sein, insbesondere im Erwachsenenalter. Durch das Verständnis der Auswirkungen von Narzissmus, das Erkennen und Anwenden von Abwehrmechanismen, die Förderung der Selbstfürsorge und die Implementierung von Strategien zur Beziehungsgestaltung können erwachsene Kinder narzisstischer Eltern ihr eigenes Wohlbefinden schützen und gesunde Beziehungen entwickeln. Es ist auch ratsam sich bei Bedarf professionelle Unterstützung durch Therapeutinnen oder Therapeuten, Beratenden oder Unterstützungsgruppen zu suchen, um mit den spezifischen Herausforderungen umzugehen und den eigenen Heilungsprozess zu fördern (Davis et al., 2014; Williams, 2017).

Es ist wichtig anzumerken, dass die Anwendung von Abwehrmechanismen wie Reaktionsbildung, Verleugnung oder Projektion langfristig möglicherweise nicht förderlich ist. Diese Mechanismen dienen dazu, unangenehme Gefühle und Konflikte zu verdrängen, zu verharmlosen, umzukehren in gegenteilige Gefühle oder zu überdecken, können jedoch den inneren Heilungsprozess und die Entwicklung gesunder Beziehungen behindern. Daher kann es von Vorteil sein, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um die zugrunde liegenden Emotionen und Konflikte zu bewältigen und gesündere Bewältigungsstrategien zu erlernen (Gabbard, 2014).

Durch Selbstreflexion, Selbstfürsorge-Praktiken und das Einholen professioneller Unterstützung können erwachsene Kinder narzisstischer Eltern ihre eigene psychische Gesundheit schützen und die Grundlage für gesunde Beziehungen mit anderen legen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es nicht die Aufgabe der Kinder ist, die narzisstischen Eltern zu ändern oder zu heilen, sondern dass ihr Fokus auf der eigenen Heilung und dem Aufbau einer unterstützenden Umgebung liegt.

Letztendlich kann der Umgang mit narzisstischen Eltern eine komplexe und langwierige Aufgabe sein. Es erfordert Geduld, Selbstfürsorge und die Bereitschaft, sich von schädlichen Dynamiken zu lösen. 

Lübeck, Mai 2023

AIHE Academic Institute for Higher Education 

Literaturverzeichnis

American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and statistical manual of mental disorders (5th ed.). Arlington, VA: American Psychiatric Publishing.

Campbell, W. K., & Foster, C. A. (2007). Narcissism and commitment in romantic relationships: An investment model analysis. Personality and Social Psychology Bulletin, 33(7), 907-919.

Clark, S. M. (2013). Difficult mothers: Understanding and overcoming their power. John Wiley & Sons.

Davis, D., Shaver, P. R., & Vernon, M. L. (2014). Physical, emotional, and behavioral reactions to breaking up: The roles of gender, age, emotional involvement, and attachment style. Personality and Social Psychology Bulletin, 40(6), 843-854.

Freud, S. (1936). The problem of anxiety. The Hogarth Press.

Gabbard, G. O. (2014). Psychodynamic psychiatry in clinical practice. American Psychiatric Pub.

Johnson, S. L. (2015). Psychodynamic treatment of depression. American Psychologist, 70(3), 218-228.

Jones, L., & Smith, A. (2018). Setting boundaries: An exploration of the experiences of adult children of narcissistic parents. Journal of Mental Health Counseling, 40(3), 211-225.

Lopez, F. G., & Sturm, K. (2011). Developing a measure of narcissistic vulnerability. Journal of Research in Personality, 45(6), 678-682.

Miller, A. L. (2010). The drama of the gifted child: The search for the true self (3rd ed.). Basic Books.

Roberts, J. E., & Williams, G. (2012). Rumination and emotion: Evidence for a mediational role in depression. Journal of Social and Clinical Psychology, 31(7), 757-778.

Smith, M. (2016). Self-reflection in psychotherapy: A cognitive perspective. Psychotherapy, 53(4), 397-402.

Thompson, A., & Proctor, G. (2018). Self-care and self-compassion: Professional resilience for social work educators. Journal of Social Work Education, 54(1), 142-154.

Watson, P. J., Morris, R. J., & Miller, L. (2019). Narcissism and depression: The role of self-identity fusion and psychological need satisfaction. Journal of Personality, 87(2), 256-272.

Williams, C. J. (2017). Adult children of narcissistic parents: Exploring the aftermath. Counseling and Psychotherapy Research, 17(2), 119-129.

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