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AIHE Journal
Wissensletter

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„Pharmakogenetik und Kortison: Personalisierte Medizin zur Verbesserung von Therapieergebnissen und Minimierung von Nebenwirkungen“

Dr. Andrea Gensel, März 2023

Abstract
Die Pharmakogenetik hat das Potenzial, personalisierte Therapieansätze zu revolutionieren, indem sie die Auswahl und Dosierung von Medikamenten wie Kortison optimiert. Kortison wird hauptsächlich durch das Cytochrom P450-Enzym CYP3A4 metabolisiert, eines der am häufigsten vorkommenden Enzyme in der Leber, das eine entscheidende Rolle bei der Metabolisierung einer breiten Palette von Medikamenten spielt (Guengerich, 1999). Diese Studie analysiert die Bedeutung der pharmakogenetischen Tests zur Identifizierung von genetischen Variationen, die die Funktion von CYP3A4 beeinflussen, und betrachtet die Risiken einer langfristigen Anwendung von Kortison bei Patienten mit inaktiven oder weniger aktiven Formen dieses Enzyms. Zusätzlich werden kosteneffektive pharmakogenetische Testmethoden hervorgehoben, die helfen können, das am besten geeignete Kortisonpräparat für jeden einzelnen Patienten zu identifizieren, um sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit der Therapie zu verbessern.

Einleitung
Die Rolle der Pharmakogenetik in der modernen Medizin wächst stetig, da sie das Potenzial bietet, Therapien auf individueller Basis zu personalisieren. Dies kann die Wirksamkeit von Medikamenten verbessern, Nebenwirkungen reduzieren und das Wohlbefinden des Patienten insgesamt verbessern (Swen et al., 2011). Eines der wichtigsten Anwendungsfelder der Pharmakogenetik betrifft die Auswahl und Dosierung von Kortison, einem weit verbreiteten Medikament, das in verschiedenen klinischen Kontexten verwendet wird.

Hauptteil

  1. Cytochrom P450-Enzyme und ihre Rolle bei der Arzneimittelstoffwechsel:

Cytochrom P450-Enzyme sind eine Familie von Enzymen, die eine entscheidende Rolle bei der Metabolisierung einer Vielzahl von Medikamenten spielen, einschließlich Kortison (Zanger & Schwab, 2013). Insbesondere das CYP3A4-Enzym spielt eine wichtige Rolle beim Abbau von Kortison (Guengerich, 1999).

  1. Genetische Variationen in Cytochrom P450-Enzymen:

Genetische Variationen können die Aktivität von Cytochrom P450-Enzymen beeinflussen und daher Auswirkungen auf die Metabolisierung von Kortison haben. Einige Patienten können Variationen aufweisen, die dazu führen, dass bestimmte Enzyme inaktiv oder weniger aktiv sind, was die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigt, Kortison abzubauen (Ingelman-Sundberg, 2017).

  1. Gefahren einer langfristigen Kortisonanwendung bei inaktiven Cytochrom-Enzymen:

Patienten mit einem inaktiven Cytochrom-Enzym können ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen haben, wenn sie Kortison langfristig einnehmen. Das Kortison kann sich im Körper ansammeln, da es nicht effektiv abgebaut wird, was zu unerwünschten Wirkungen wie Osteoporose, Gewichtszunahme, Diabetes, Infektionen und anderen Komplikationen führen kann (Rhen & Cidlowski, 2005).

  1. Pharmakogenetische Tests zur Identifizierung von geeigneten Kortisonpräparaten:

Pharmakogenetische Tests können dabei helfen, genetische Variationen zu identifizieren, die die Aktivität der Cytochrom P450-Enzyme beeinflussen und somit die Fähigkeit des Körpers, Kortison abzubauen (Haga & Burke, 2008). Bei Patienten, die eine inaktive oder weniger aktive Form dieser Enzyme haben, kann es zu einer Anhäufung von Kortison im Körper kommen, was zu Nebenwirkungen führen kann. Durch die Durchführung pharmakogenetischer Tests können Ärzte herausfinden, welche Patienten wahrscheinlich auf bestimmte Kortisonpräparate ansprechen und welche möglicherweise ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen haben.

Diese Information kann dazu beitragen, die am besten geeignete Auswahl und Dosierung von Kortison für den einzelnen Patienten zu bestimmen, was dazu beitragen kann, die Wirksamkeit der Behandlung zu verbessern und das Risiko von Nebenwirkungen zu verringern (Relling & Evans, 2015).

  1. Kosteneffektive Testverfahren für die Pharmakogenetik:

Aktuelle Technologien haben es ermöglicht, kosteneffektive pharmakogenetische Tests zu entwickeln. Diese Tests, die oft durch einfache Speichelproben durchgeführt werden können, können genetische Variationen identifizieren, die die Funktion von Cytochrom P450-Enzymen beeinflussen (Moaddeb & Haga, 2013). Durch diese Tests können Patienten und Ärzte gemeinsam fundierte Entscheidungen über die beste Auswahl und Dosierung von Kortison treffen.

  1. Die Auswirkungen der personalisierten Auswahl von Kortison:

Die personalisierte Auswahl von Kortison basierend auf pharmakogenetischen Tests kann dazu beitragen, die Wirksamkeit der Therapie zu verbessern und das Risiko von Nebenwirkungen zu reduzieren. Darüber hinaus kann dies das Risiko von Leberschäden und Erschöpfung verringern, die auftreten können, wenn der Körper Schwierigkeiten hat, Kortison abzubauen (Relling & Evans, 2015).

Schlussteil
Die Pharmakogenetik bietet einen vielversprechenden Ansatz zur Optimierung der Kortison-Therapie und könnte eine wesentliche Rolle in der Zukunft der personalisierten Medizin spielen. Indem die genetischen Variationen eines Patienten berücksichtigt werden, können wir möglicherweise die Wirksamkeit von Kortison verbessern, das Risiko von Nebenwirkungen verringern und die allgemeine Lebensqualität von Patienten verbessern. Die Tatsache, dass Kortison hauptsächlich durch das CYP3A4-Enzym abgebaut wird, unterstreicht die Bedeutung dieses Enzyms und die potenziellen Auswirkungen von genetischen Variationen auf dessen Funktion. Darüber hinaus betonen die in dieser Studie diskutierten kosteneffektiven pharmakogenetischen Testmethoden, wie die Anwendung dieser Technologie praktikabel und zugänglich gemacht werden kann. Es ist jedoch wichtig, dass weitere Forschungen und klinische Studien durchgeführt werden, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser personalisierten Ansätze weiter zu verifizieren und zu optimieren.

Lübeck, Mai 2023

AIHE Academic Institute for Higher Education 

Literaturverzeichnis

Guengerich, F. P. (1999). Cytochrome P-450 3A4: regulation and role in drug metabolism. Annual review of pharmacology and toxicology, 39(1), 1-17.

Haga, S. B., & Burke, W. (2008). Pharmacogenetic testing: not as simple as it seems. Genetics in Medicine, 10(6), 391-395.

Ingelman-Sundberg, M. (2017). Influence of cytochrome P450 polymorphisms on drug therapies: pharmacogenetic, pharmacoepigenetic and clinical aspects. Pharmacology & Therapeutics, 116(3), 496-526.

Moaddeb, J., & Haga, S. B. (2013). The potential for pharmacogenetic testing in medication therapy management. Journal of Managed Care Pharmacy, 19(6), 490-500.

Relling, M. V., & Evans, W. E. (2015). Pharmacogenomics in the clinic. Nature, 526(7573), 343-350.

Rhen, T., & Cidlowski, J. A. (2005). Antiinflammatory action of glucocorticoids—new mechanisms for old drugs. New England Journal of Medicine, 353(16), 1711-1723.

Swen, J. J., Nijenhuis, M., de Boer, A., Grandia, L., Maitland-van der Zee, A. H., Mulder, H., Rongen, G. A., van Schaik, R. H., Schalekamp, T., Touw, D. J., van der Weide, J., Wilffert, B., Deneer, V. H., & Guchelaar, H. J. (2011). Pharmacogenetics: from bench to byte. Clinical Pharmacology & Therapeutics, 89(5), 781-787.

Zanger, U. M., & Schwab, M. (2013). Cytochrome P450 enzymes in drug metabolism: Regulation of gene expression, enzyme activities, and impact of genetic variation. Pharmacology & Therapeutics, 138(1), 103-141.

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