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„Neun psychologische Phänomene“

AIHE WISSENSLETTER

(Inhalte aus unseren einjährigen Master-Fernstudiengängen)

Psychologische Phänomene sind Aspekte des menschlichen Erlebens und Verhaltens, die Aufschluss über die Komplexität unseres Geistes geben. Sie zeigen, wie wir Informationen verarbeiten, Entscheidungen treffen und mit der Welt um uns herum interagieren. Diese Phänomene können alltägliche Erfahrungen, seltene Störungen oder auch Reaktionen auf außergewöhnliche Situationen umfassen. Sie reichen von weit verbreiteten Erfahrungen, die die meisten Menschen teilen, bis hin zu seltenen und ungewöhnlichen Zuständen, die tiefgreifende Einblicke in die menschliche Natur ermöglichen. Manche dieser Phänomene spiegeln die Anpassungsfähigkeit und Resilienz unseres Geistes wider, während andere seine Grenzen und Anfälligkeiten aufzeigen. Durch das Studium dieser Phänomene können Psychologen und Forscher nicht nur besser verstehen, wie unser Gehirn unter normalen Umständen funktioniert, sondern auch, wie es auf abnormale oder extreme Bedingungen reagiert. Indem wir uns mit den unzähligen Facetten psychologischer Phänomene auseinandersetzen, ergründen wir das Wesen menschlicher Erfahrungen – von den tiefsten Abgründen mentaler Störungen bis hin zu den kuriosen Alltagswundern unserer Wahrnehmung und unseres Verhaltens. Die folgenden Beispiele geben einen kleinen Einblick in die breite Palette psychologischer Phänomene und die Erkenntnisse, die sie uns über das menschliche Dasein bieten. 

1.  Benjamin Franklin-Effekt

o  Der Benjamin Franklin-Effekt ist das Phänomen, bei dem eine Person, die einem anderen einen Gefallen getan hat, dazu neigt, diese Person mehr zu mögen. Es wird angenommen, dass dies auf die kognitive Dissonanz zurückzuführen ist; das heißt, es entsteht ein psychologischer Konflikt zwischen der Tatsache, jemandem geholfen zu haben, den man vielleicht nicht mag, und der Tendenz, das eigene Verhalten als positiv zu sehen. Um diesen Konflikt zu lösen, ändert die helfende Person ihre Einstellung zur anderen Person. Möchten man also von einer Person gemocht werden, bitten Sie diese um einen Gefallen oder um Hilfe. Zum Beispiel die Bitte, beim Umzug zu helfen oder eine Besorgung zu machen. Es sollte einen kleinen zeitlichen Aufwand (mind. 10 Minuten) in Anspruch nehmen und die Wirkung ist erstaunlich.

Quelle: Jecker, J., & Landy, D. (1969). Liking a person as a function of doing him a favor. Human Relations, 22(4), 371-378.

2. Cotard-Syndrom

o  Dieses seltene Syndrom zeichnet sich durch nihilistische Wahnvorstellungen aus, bei denen die Betroffenen überzeugt sind, tot zu sein, nicht zu existieren oder dass ihre Organe verschwunden sind. Manche glauben sogar, dass sie unsterblich sind. Das Syndrom wurde erstmals bei Patienten mit Melancholie beschrieben und ist oft mit psychiatrischen Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen sowie neurologischen Störungen verbunden.

o  Quelle: Cotard, J. (1880). Du délire hypochondriaque dans une forme grave de la mélancolie anxieuse. Annals Médico-psychologiques, 4th series, 8, 168-174.

3.    Phantomvibration

Das Phänomen der „Phantomvibration“ tritt auf, wenn Menschen fälschlicherweise annehmen, ihr Mobiltelefon vibriere, wenn es in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Es handelt sich um eine sensorische Täuschung, die häufig bei Personen auftritt, die regelmäßig Mobiltelefone verwenden und erwarten, Nachrichten oder Anrufe zu erhalten. Dieses Phänomen reflektiert, wie Technologie unser Verhalten und unsere Wahrnehmung beeinflussen kann.

Quelle: Rothberg, M. B., Arora, A., Hermann, J., Kleppel, R., St Marie, P., & Visintainer, P. (2010). Phantom vibration syndrome among medical staff: a cross sectional survey. BMJ, 341, c6914.

4. Mozart-Effekt

Der Mozart-Effekt bezieht sich auf die Annahme, dass das Hören der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart kurzzeitig die räumliche Vorstellungskraft verbessern kann. Die ursprüngliche Studie zeigte, dass Teilnehmer nach dem Hören eines Mozart-Stücks bei bestimmten Aufgaben zur räumlichen Erkennung besser abschnitten. 

Quelle: Rauscher, F. H., Shaw, G. L., & Ky, K. N. (1993). Music and spatial task performance. Nature, 365(6447), 611.

5. Pareidolie

Pareidolie ist die Tendenz, in zufälligen oder vagen visuellen Mustern erkennbare Objekte oder Muster, insbesondere Gesichter, zu sehen. Dieses Phänomen tritt auf, weil das menschliche Gehirn darauf ausgerichtet ist, bekannte Muster zu erkennen, selbst wenn nur wenige visuelle Informationen verfügbar sind. Pareidolie ist ein weit verbreitetes Phänomen und zeigt, wie das Gehirn versucht, Sinn in der Unordnung zu finden.

Quelle: Liu, J., Li, J., Feng, L., Li, L., Tian, J., & Lee, K. (2014). Seeing Jesus in toast: Neural and behavioral correlates of face pareidolia. Cortex, 53, 60-77.

6. Déjà-vu-Erlebnisse

Déjà-vu, das Gefühl, dass man eine neue Situation bereits zuvor erlebt hat, ist ein weit verbreitetes und geheimnisvolles Phänomen. Es tritt auf, wenn es eine Diskrepanz zwischen der sensorischen Eingabe und dem Gedächtnis gibt, was zu dem falschen Gefühl führt, dass ein Ereignis bereits bekannt ist. Dies kann durch eine vorübergehende Fehlausrichtung zwischen den lang- und kurzzeitigen Gedächtnisfunktionen verursacht werden.

Quelle: O’Connor, A. R., & Moulin, C. J. A. (2010). Recognition without identification, erroneous familiarity, and déjà vu. Current Psychiatry Reports, 12(3), 165-173.

7. Stockholm-Syndrom

Das Stockholm-Syndrom beschreibt das psychologische Phänomen, bei dem Geiseln eine emotionale Bindung zu ihren Entführern entwickeln, manchmal bis zum Punkt der Sympathie und Loyalität. Dies kann als Überlebensstrategie angesehen werden, bei der das Opfer versucht, die Bedrohung durch den Entführer zu verringern, indem es positive Gefühle ihm gegenüber zeigt.

Quelle: Graham, D. L., Rawlings, E. I., & Rimini, N. (1988). Survival strategies: Compliance, identification, and conversion in a hostage situation. Journal of Police Science and Administration, 16(1), 47-53.

8. Prosopagnosie

Prosopagnosie, auch bekannt als Gesichtsblindheit, ist die Unfähigkeit, Gesichter zu erkennen, selbst die von engen Freunden oder Familienmitgliedern. Betroffene können Merkmale wie Haarfarbe, Stimme oder Kleidungsstil verwenden, um Menschen zu identifizieren. Diese Störung kann entweder angeboren sein oder als Ergebnis einer Hirnverletzung auftreten.

Quelle: Bodamer, J. (1947). Die Prosop-Agnosie. Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, 179(1-2), 6-53.

9. Bystander-Effekt

Der Bystander-Effekt beschreibt das Phänomen, bei dem die Anwesenheit anderer Personen die Wahrscheinlichkeit verringert, dass jemand einem Opfer in einer Notsituation hilft. Dies ist oft auf die Verteilung der Verantwortung unter den Anwesenden zurückzuführen, was dazu führt, dass jeder Einzelne weniger Druck fühlt, einzugreifen und wartet, dass ein anderer den ersten Schritt tut.

Quelle: Darley, J. M., & Latané, B. (1968). Bystander intervention in emergencies: Diffusion of responsibility. Journal of Personality and Social Psychology, 8(4p1), 377.

(AIHE Academic Institute, 2023)

Bitte beachten Sie, dass die Quellenangaben historische Publikationen darstellen, die die Phänomene erstmals beschrieben oder wichtige Arbeiten zu diesen Themen veröffentlicht haben.

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